Käserei & Käselager «Moos»

Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts taten sich mehrere Zermatter Institutionen zusammen, um ein sinnvolles und nachhaltiges Landwirtschaftsprojekt in Angriff zu nehmen.

Ausgangslage

Burgergemeinde Zermatt

Seit je her stellte die Burgergemeinde den Burger*innen von Zermatt die Weiden für die Landwirtschaft zur Verfügung. Von den ehemals 6 Kuh Alpen im Sommer wurden immer weniger bewirtschaftet. Zuletzt wurde nur noch auf den Kuh Alpen «unner» und «ober» Stafel Vieh gesömmert.

Unter der Schirmherrschaft der Burgergemeinde Zermatt wurden in den letzten Jahren zwei Alpgenossenschaften gegründet. Deren Aufgabe beinhaltet die Herstellung von Alpprodukten, das wichtige Weidemanagement, den Unterhalt der benötigten Einrichtungen sowie die Landschaftspflege in diesen Gebieten. Die Sömmerung dauert für gewöhnlich von Mitte Juni bis Mitte September. Die Kühe verbringen die Alpzeit auf sogenannten Tages- und Nachtweiden. Sie werden mittels mobilen Melkständen gemolken.

Alpgenossenschaft Stafelalp

Die Stafelalp wird durch die Alpgenossenschaft Stafelalp mit jeweils ca. 35 Milchkühen bewirtschaftet. Der hergestellte Alpkäse und Ziger wird zum Teil vor Ort verkauft und Ende Sommer gemäß den Milchmessungen verteilt und ins Dorf transportiert. Insgesamt werden in der Stafelalp gegen 4 Tonnen Alpkäse pro Sommer hergestellt.

Die in die Jahre gekommene Käserei auf der Alpe entspricht den heutigen Voraussetzungen nicht mehr. Die Verarbeitungs-, Lagerungs-, und Unterkunftsräume sind gestützt auf die Bestimmungen der Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung (LGV) und der Verordnung des EDI über die hygienische Milchverarbeitung in Sömmerungsbetrieben zu sanieren. Die aktuell anfallende Milchmenge muss 2x pro Tag verarbeitet werden und die Lagerkapazität für die Reifung ist nicht mehr gegeben. Es wird dadurch immer schwieriger, das nötige Alppersonal zu finden. Grundsätzlich führt kein Weg an einer Sanierung der Käserei vorbei.

Alpgenossenschaft Riffelalp

Die Genossenschaft Alpbewirtschaftung Riffelalp bewirtschaftet seit 2017 die Riffelalp und seit 2019 zusätzlich die Tufternalp. Die Riffelalp wurde über 25 Jahre lang nicht mehr bewirtschaftet, die Tufternalp seit 50 Jahren! Die Alpen werden mit 18 Galttieren und 28 Milchkühen bestossen. Die Kühe werden von Einheimischen (Private, Hoteliers, Gastwirte) gekauft und die hergestellten Produkte vor Ort in ihren Betrieben angeboten. Für die Destination entsteht dadurch ein Mehrwert und zusätzlich wird unser Brauchtum damit fortgeführt.

Die Galttiere werden Ende Sommer geschlachtet und vorwiegend zu Trockenfleisch und Hauswürsten verarbeitet. Die Milch wird zur Käseherstellung täglich ins Dorf zur Horukäserei transportiert, was zu erheblichen Mehrkosten führt.

Pro Sommer werden an die 3 Tonnen Ziger und Bergkäse produziert. Aus Platzgründen vor Ort muss der Käse zur Reifung gegenwärtig bis ins Berner Oberland verlagert werden, was ganz und gar nicht nachhaltig ist. Aufgrund der Grösse der heute bestossenen Kuh Alpen in Zermatt ist ein Neubau einer zweiten Alpkäserei weder nachhaltig noch sinnvoll.

Horu Käserei Zermatt

Die Tradition des Käsens in Zermatt ist so alt wie die Alpwirtschaft am Fusse des Horu. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde jedoch dieser Wirtschaftszweig Opfer der Zentralisierungen in der Milchindustrie und 1950 stellte die letzte Zermatter Käserei ihren Betrieb ein. Die Milch der Zermatter Bauern wurde fortan ins Unterland transportiert.

Mirjam und Reto Gobba-Wyrsch erweckten 2003 mit ihrer Horu-Käserei Zermatter Käserei-Tradition wieder zu neuem Leben: Mit 7 Kühen und einem kleinen, aber feinen Sortiment von Milchprodukten zogen sie schnell das Interesse der Zermatter*innen wie der Gäste im Dorf auf sich. Heute verarbeitet der Familienbetrieb täglich die Milch aller Zermatter Landwirte (bis zu 600 Liter täglich), entsprechend breiter ist die Produktepalette.

Die wachsende Nachfrage an regionalen Produkten seitens Einheimischer und Touristen wächst rasant. Es ist langfristig enorm wichtig, dass die Dorfkäserei erhalten bleibt und die Weiterführung gesichert ist (Gebäudetechnisch). Aufgrund der speziellen Gegebenheiten in Zermatt (Verkehrsssituation, Güterumschlag, etc.) hat die Milch-Landwirtschaft in Zermatt, ohne eine Dorfkäserei einen sehr schweren Stand.

Einwohnergemeinde Zermatt

Aus Sicht der Einwohnergemeinde stellt die Landwirtschaft (Kuh- & Schaf Alpen) durch die entsprechende Bewirtschaftung der Weiden rund um Zermatt auch aus sicherheitstechnischen Gründen eine wichtige Rolle. Eine ganzjährig zugängliche, zentrale Einrichtung zur Käseherstellung und -lagerung ausserhalb des Dorfes, in Nähe beider Alpen, wäre aus logistischen und verkehrsreglementarischen Gründen anzustreben. Die Landwirtschaft ist Kulturgut und gilt es zu fördern und unterstützen. Darum beteiligt sich die Gemeinde finanziell und auch moralisch. So beteiligen sie sich am Herdenschutz für die Schafe und sind daran, auch die Milchwirtschaft im Winter finanziell zu unterstützen. 

Zermatt Tourismus

Unabhängig von seiner Grösse und Entwicklung bleibt Zermatt ein Tourismusort in den Bergen. Die über 1000 Schafe und gegen 80 Kühe auf den Sommerweiden werden von den zahlreichen ausländischen Gästen sehr geschätzt. Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt stetig und stellt ein wichtiges Tourismusangebot dar.

Fazit:

  • Die Entwicklung der Landwirtschaft in Zermatt mit der Bewirtschaftung der Weiden und der Produktion von regionalen Produkten wird von allen lokalen Institutionen und Touristen sehr geschätzt und entsprechend gefördert.
  • Die bestehende Sennerei auf Stafelalp muss saniert werden.
  • Der Bau einer zusätzlichen Alpkäserei auf Riffelalp ist weder nachhaltig noch realistisch.
  • Die bestehende Horu Käserei stösst an ihre Kapazitätsgrenzen bezüglich Produktion und Lagerung.
  • Eine zukünftige Käseproduktion in Zermatt muss zentralisiert werden. Die komplexe und teure Infrastruktur muss ganzjährig in Betrieb sein.
  • Die Käsereifung muss vor Ort garantiert sein.
  • Die Realisation einer zentralen Einrichtung im Dorfkern macht aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn. Zudem würde diese den Ortsverkehr zusätzlich belasten.
  • Ein dazu geeigneter und finanzierbarer Standort konnte bis anhin nicht gefunden werden.

Lösungsansatz: «Umnutzung UW Moos»

Die Elektrizitätswerke Zermatt AG planen den Ersatzneubau des Unterwerks Moos um den stetig steigenden Energiebedarf und die Versorgungssicherheit des Dorfes und des gesamten inneren Nikolaitals zu decken. Das Unterwerk gelangt an die Kapazitätsgrenzen und wird hauptsächlich   zur Noteinspeisung über die 130kV-Freileitung der Grande Dixence des Dorfes und des inneren Nikolaitals gebraucht. Künftig übernimmt das Unterwerk eine Teilversorgung des Dorfes.

Das Unterwerk im Gebiet Moos stammt aus den 70er Jahren und entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Da der Ausbau und die Sanierung des bestehenden Gebäudes einen längerfristigen Unterbruch der (Not-)Stromversorgung mit sich bringen würde, ist ein Ersatzstandort für das Unterwerk rund 150 m nordöstlich im Gebiet Gsäss, auf einer Höhenlage von rund 1`760 m ü. M., geplant. Nach der Inbetriebnahme des Ersatzneubaus hat das bestehende Gebäude keinen Verwendungszweck für die Energieversorgung mehr. Ein vollständiger Rückbau des Gebäudes ist vorgesehen.

Eine Sanierung und zukünftige Weiternutzung der Gebäude als Käserei und Käselager erachtet das EWZ als grossen Nutzen für die Zermatter Landwirtschaft.

Am 13. Juni 2023 trafen sich Vertreter der Burgergemeinde, der Einwohnergemeinde, der Alpgenossenschaften, der Horu Käserei, des Elektrizitätswerks und des Architekturbüros Arnold-Zurniwen zu einer Ortsschau im «UV Moos».

Aus Sicht aller Anwesenden würde Standort, Gebäudegrösse sowie die ganzjährige Erreichbarkeit alle gewünschten Voraussetzungen erfüllen. Die Distanz zu beiden Alpen ist etwa identisch und der tägliche Milchtransport sowie Abtransport der Schotte zur Biogasanlage führt nicht durch das Dorf.

Die Realisation einer Käserei mit Käselager in den Räumlichkeiten des alten UW Moos würde die Anforderungen und Bedürfnisse aller beteiligten Partner bestmöglich erfüllen.